Ein Bericht von Hanen Ouarghi, Pädagogin & FIS-Mitglied:

Vom 22. bis 24. November 2019 fand in der Jugendherberge in Bad Malente ein Wochenendseminar für JugendgruppenleiterInnen und Jugendliche aus diversen Moscheen statt. Bei dieser Fortbildung handelte es sich um eine Kooperation zwischen PROvention – Präventions- und Beratungsstelle gegen religiös begründeten Extremismus, Muslimische Jugend aktiv e.V. und dem Fachrat Islamische Studien e.V.

Ziele der Fortbildung für die rund 30 Teilnehmenden aus Schleswig-Holstein und Hamburg waren Sensibilisierung, Aufklärung und Umgang mit den Themen: Diskriminierung, Islamfeindlichkeit, Salafismus und Islamismus.

Herr Jakobi leitete in diesem Rahmen zwei Programmpunkte:


Zunächst stellte Herr Jakobi den Teilnehmenden die Frage, was sie mit dem Thema „Salafismus“ in Verbindung bringen würden. Auf diese Weise konnte Herr Jakobi mit den Jugendlichen in ein Gespräch einsteigen und mit ihnen gemeinsam brainstormen. In diesem Zusammenhang wurden Begriffe wie „Arroganz“, „Ignoranz“, „extrem“ oder „Ausgrenzung“ gesammelt und visualisiert. Im Anschluss wurden diese Begriffe nochmal erläutert und interpretiert. Mit „radikal“ wurden vor allem die Stichpunkte „streng“, „kompromisslos“ oder „keine andere Meinung zulassen“ assoziiert. Die Teilnehmenden stellten darüber hinaus fest, „radikal“ bedeute aber auch, dass jemand gegen den Strom schwimmt, gegen die Mehrheit. In diesem Sinne seien auch Menschen in der Geschichte, die Gutes bewirkt haben, radikal. Hierzu gehörten, so Herr Jakobi, auch die Propheten. Diese Menschen, seien kompromisslos und radikal gewesen, um eine unbefriedigende Situation zu ändern. Dies erforderte teils harte Maßnahmen, allerdings seien diese weder eine Verletzung der Menschwürde noch unrechtes Handeln. Diese Maßnahmen erfolgten mit Ethik und unter Berücksichtigung der Menschenwürde. Dementsprechend sei es ausschlaggebend, wie die Radikalität ausgeübt werde und welche Ziele diese verfolge.

           

Im Anschluss daran knüpfte Herr Jakobi an das Thema „Religion als Download?!“ an. Dieser Vortrag mit anschließendem Austausch hatte das Ziel, Jugendliche dafür zu sensibilisieren, welche Arten von religiösen Inhalten im Netz verfügbar sind und in welchem Verhältnis sie zu klassischen Lehrmethoden stehen. Generell ließe sich festhalten, so Herr Jakobi, dass die Person des Lehrers oder Meisters religiöse Bildung verkörperte – sei es in der jüdischen, christlichen oder islamischen Tradition. Er sei nicht nur Vermittler des Wissens, sondern selbst Teil des Vermittelten gewesen. Diese Menschen entsprangen einer authentisch überlieferten Tradition und trugen diese mit ihrem Wesen in die nächsten Generationen weiter. Bildung erfolgte stets ganzheitlich und durch persönliche Bindung. Ein virtuelles und anonymes Lernen aus dem Netz könne aus diesem Grund nicht gleichwertig sein.

Die Fortbildung war sehr diskussions- und lehrreich. Die spannenden Fragen und bereichernden Beiträge der Jugendlichen hielten diese Fortbildung lebendig. Es ging hierbei um nachhaltige Bildung. Es wurde versucht, eine Haltung zu initiieren und zu fördern, die das Lernen nicht als passives Konsumieren von Informationen versteht. Vielmehr wurden die Teilnehmenden angehalten, selbst zu reflektieren und in Kooperation aktiv Inhalte zu erarbeiten.