Vom Dunkelfeld zum Hellfeld 2.0 – Teilnahme an der Fachtagung der CLAIM Allianz am 06.11.2025
Erfahrungsbericht von Lukas Larssen, Peer:
Am 06. November 2025 lud die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit CLAIM zur Fachtagung “Vom Dunkelfeld zum Hellfeld 2.0 – Gelingensbedingungen für die Erfassung von Hasskriminalität im europäischen Vergleich” ein. Die Veranstaltung fand im Spielfeld Digital Hub in Berlin-Kreuzberg statt und wurde von Shelly Kupferberg moderiert.
Bereits bei der Ankunft war spürbar, dass es sich um eine Tagung von hoher fachlicher Tiefe handelte. Der Saal füllte sich mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Verwaltung, NGOs, zivilgesellschaftlichen Organisationen und engagierten Privatpersonen – alle vereint im Anliegen, Hasskriminalität besser zu erfassen und Betroffene sichtbarer zu machen. Nach der Begrüßung durch Rima Hanano (CLAIM) eröffnete Dr. Britta Schellenberg (LMU München) mit einer Keynote zur wissenschaftlichen Perspektive. Sie betonte die Bedeutung präziser Datenerhebung und interdisziplinärer Zusammenarbeit, um das Dunkelfeld rechter und rassistischer Gewalt besser auszuleuchten. In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen Expertinnen und Experten aus mehreren europäischen Ländern zu Wort, darunter Joanna Perry (Facing Facts, England), Mikaela Christiansson (ODIHR), Güzin Ceyhan (CLAIM), Shane O´Curry (Irish Network Against Racism, Irland) und Johannes Ploog (Oberstaatsanwalt Zentralstelle Hasskriminalität Berlin). Besonders eindrücklich war Joanna Perrys Hinweis, dass viele Betroffene Vorfälle nicht bei der Polizei melden, da Vertrauen fehlt und Unsicherheit hoch ist, wodurch Gemeinden und zivilgesellschaftliche Stellen eine zentrale Rolle beim Erfassen und Weitergeben solcher Vorfälle spielen.
Am Nachmittag folgten drei parallele Break-Out-Sessions. Gemeinsam mit Jad Yzidi nahm ich an der Session “Antimuslimischer Rassismus im Strafrechtssystem” – geleitet von Demet Demir (Universität Hamburg) – teil. Sie zeigte auf, wie muslimische Personen durch juristische Auslegungen – etwa § 89a StGB – unter Generalverdacht geraten können und dass antimuslimische Narrative im Strafrecht bestehen. Zum Abschluss wurden die Ergebnisse der Workshops zusammengetragen, bevor der Tag bei einem gemeinsamen Late Lunch ausklang, der Gelegenheit zum Vernetzen bot. Die Veranstaltung war für mich informativ und inspirierend, da deutlich wurde, wie zentral die Erfassung und Sichtbarmachung von Hasskriminalität für gesellschaftliche Veränderung ist. Wichtig ist, in eigenen Gemeinden Bewusstsein zu schaffen und Vorfälle bei den örtlichen Meldestellen anzugeben. Diese sind auf der CLAIM-Webseite nach Bundesländern aufgeführt; in Hamburg können Vorfälle bei AMIRA und MARwa gemeldet werden.
Mit diesem Bewusstsein und neuem Wissen gehen wir motiviert aus der Fachtagung – um im Alltag mehr Aufmerksamkeit und Engagement für Betroffene von Hass und Diskriminierung zu zeigen.
