Einführungstext von Linah Khouja

Diskriminierung – ein wichtiges Thema für unsere Gesellschaft. Daher habe ich mich sehr gefreut, an dem Workshop über Anti-Diskriminierung am Samstag, den 28.05. im Haus der Jugend Jenfeld, organisiert von Harbour 4 Teens im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus, teilnehmen zu dürfen!

Durch den gemeinsamen Austausch wurden wir alle darauf aufmerksam gemacht, wie besonders jeder von uns ist und auch, dass wir diese Einzigartigkeit wertschätzen sollen.

An dem Tag sind wir in Dialog getreten und haben nicht nur über unsere Mitmenschen gelernt, sondern auch über uns selbst. Es ist wichtig in einer Gesellschaft, in der man nicht immer die Zeit und Möglichkeit bekommt über sein Umfeld zu reflektieren, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, um auch sein Inneres nicht aus dem Auge zu verlieren.

Wir alle haben gemeinsam etwas dazu beigetragen, uns gegenseitig besser zu verstehen und vor allem zu respektieren.

Wir haben die Möglichkeit und den Rahmen bekommen, unsere Gefühle auszudrücken.

Im Folgenden sind einige unserer Texte (Textausschnitte), die wir als Teilnehmende des Workshops verfasst haben:

Linah Khouja:

Heute haben wir wirklich viel über unsere Erfahrungen und Gedanken geredet. Ich habe die Möglichkeit bekommen, viel zu reflektieren und auch neue Geschichten zu hören bzw. neue Perspektiven einzunehmen.

Ich habe mich gefragt, ob ich manchmal selbst rassistisch agiere: Bin ich manchmal zu voreilig? Habe ich manchmal Vorurteile gegenüber Menschen, ohne richtig nachgedacht zu haben?

Ich interessiere mich so sehr für die verschiedenen Kulturen und würde eigentlich mit jedem gern darüber reden, wie er aufgewachsen ist, was er zu Hause gelernt hat und was er so mitbringt in die Gesellschaft.

Ich nehme mit, dass wir ja diejenigen sind, die Deutschland bilden, Tag für Tag. Wir arbeiten hier und verdienen unser Geld hier.

Wir haben ein Haus oder eine Wohnung hier und sind hier zur Schule gegangen oder besuchen noch Schulen bzw. Unis.

Ich bin ja eigentlich deutsch und gleichzeitig auch nicht, wenn ich genau nachdenke. Ich möchte ein Mensch sein, aber gleichzeitig möchte ich nicht von meinen Wurzeln und meiner Kultur getrennt sein. Ich finde es auch gut, hier zu leben.

In meinem Kopf bildet sich eine Idee von einem Kurzfilm, in dem es heißt, was Deutschland eigentlich alles ausmacht. Und dann sehe ich all unsere Gesichter: Ob alt, jung, weiß, schwarz, gelb, rot, dick, dünn, kariert oder was auch immer. Wir alle leben doch hier in Deutschland. Also sollten wir das auch so wahrnehmen und versuchen, was aus Deutschland zu machen. Ich glaube, Deutschland hatte es nicht leicht nach den zwei Kriegen und hat sich aber durch seine Wirtschaft einen guten Ruf erarbeitet.

Jetzt fehlt noch, dass wir es schaffen, Deutschland einen menschlicheren Hauch zu geben und zu zeigen, dass wir alle eins sind – aber dennoch individuell und auch vielfältig.

Es ist schön, dass wir durch Deutschland und durch diese multikulturelle Welt eigentlich ein Tor bekommen, zur ganzen Welt. Ich kann zu einer anderen Teilnehmerin gehen und etwas über einen ganz anderen Teil der Welt lernen. Sowas gibt es auch nicht überall. Vielleicht ist es das, was Deutschland auch sehr besonders macht.

Ich hoffe, dass wir diese Werte oder dieses Glück, das wir haben in Deutschland, weitertragen können und nicht eingeengt in unseren vier Wänden leben. Ich hoffe, dass wir den Mut entwickeln und uns trauen, in andere Kulturen reinzuschauen und uns darauf einzulassen.

Carmen:

Ich finde es interessant zu sehen, wie heute hier ganz viele unterschiedliche Menschen zusammengekommen sind, die trotzdem so viele Erfahrungen gemeinsam teilen, die trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft irgendwo gleich sind. Es war interessant für mich, dass es mir ganz leicht fiel, mich in der Gesprächsrunde einzubringen und auch von privaten Erlebnissen zu erzählen.  Trotzdem ist es irgendwo auch traurig zu sehen, dass viele Menschen diese unschönen Erfahrungen ebenfalls gemacht haben. Ich finde es sehr schön, dass so eine Art safe space heute hier ermöglicht wurde, der es erlaubt hat, offen über alles zu reden.

Yasmin

Diskriminierung. Was ist Diskriminierung genau? Hätte ich doch bloß vorher gegoogelt, wie die Definition lautet. Eigentlich könnte ich auch jetzt schauen, aber auch egal.

Diskriminierung für mich ist, wenn jemand einen auf Grund eines äußerlichen Merkmales direkt abstempelt, ohne irgendetwas zu hinterfragen oder bereit ist, offen zu sein. Es kann eine Bemerkung sein oder ein Verhalten.

Diskriminierend zu sein, hat auch etwas Ignorantes. Man geht einfach davon aus, dass eine Person z.B. auf Grund ihrer/seiner anderen Hautfarbe Deutsch nicht beherrscht. Aber was hat das eine mit dem anderen zu tun? Man begrenzt sich ja nur auf das Äußerliche und ist nicht bereit, sich einmal tiefer mit der Materie zu beschäftigen. Daher das Ignorante. Sich mit dem Äußeren, mit den Klischees zufriedengeben und dann wegschauen. Dabei löst man die ganze Geschichte eines Individuums einfach in Luft auf.

Was würde passieren, wenn jeder ignorant und diskriminierend ist?

Rabia Örmengül:

Diskriminierung ist ein ernstes Thema. Sehr viele Menschen wurden bestimmt schon einmal diskriminiert und wissen, was für ein schlechtes Gefühl es einem gibt. Man wird ausgegrenzt aus irgendeinem Grund, der einem Menschen oft erstmal als normal erscheint. Gründe dafür können sein: Hautfarbe, Nationalität, Namen oder Behinderung. Auch wird man aus solchen Gründen beleidigt oder bekommt keinen Job.

Es fällt den Menschen einfach schwer, sich zu vereinen.

Amira Issifou:

Diskriminierung – ein Wort, was ich schon öfter gehört habe. Es ist traurig, dass man, nur weil man “anders” ist ausgeschlossen wird oder schlecht behandelt wird. Es ist etwas, was ich leider schon einige Male erlebt habe.

Es ist etwas, weshalb ich damals oft traurig war und mir oft gewünscht habe, ein anderer Mensch zu sein, anders auszusehen. Ich habe verschiedene Dinge erlebt und auch von den unterschiedlichsten Personen. Egal ob jung, mittelalt oder alte Omis, die denken, die hätten das Recht, mich schlecht behandeln zu dürfen.

Man kann es niemanden recht machen. Egal wie sehr man sich verstellt oder verändert, um dazuzugehören, man ist trotzdem die andere/der andere, die/der anders ist. Man sollte nicht versuchen sich so zu verstellen, um den anderen zu gefallen, sondern sich so entwickeln, dass man mit sich selbst zufrieden ist und weiß, wer man ist.

Man sollte auch immer seine Meinung sagen bzw. sich selbst versuchen zu verteidigen, wenn man weiß, dass einem Unrecht getan wird. Ich habe leider damals nie meinen Mund aufgemacht bzw. sehr selten und es gibt oft Situationen, wo ich auf die Vorfälle zurückblicke und mir denke: Warum hast du dies oder jenes nicht in dem Moment gesagt? Warum ist mir das da nicht eingefallen?

Ein Beispiel: Wie kann man sich in einer heutigen Zeit darüber aufregen, von jemandem bedient zu werden, der eine andere Hautfarbe hat, und aus diesem Grund einfach nicht mehr dort einkauft? Ich frage mich: Was ist mit den Personen los? Was ist deren Problem?

Aber es ist etwas, was viele betrifft. Ich hoffe, dass die Zukunft besser wird und keiner mehr ausgegrenzt wird, denn wir können weder etwas für unser Aussehen noch für unsere Herkunft oder unsere Beeinträchtigungen.

Es ist doch langweilig, wenn alle gleich wären.

Während des Workshops präsentierte Yasmin einen eigens hierfür geschriebenen Poetry-Text. Dieser kann hier in voller Länge gelesen werden:

Yasmins Slamtext_Ich – eine Stimme